Lagunenroute & Salar Uyuni
- Anna Sibel
- 7. Juni 2023
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juni 2023

Sooo lange gabs jetzt nichts mehr zu lesen. Ich entschuldige mich auch sehr dafür, aber ich denke, unsere letzten Wochen waren die bisher ereignisreichsten, da ging sich das aufwändige Blog schreiben leider nicht aus.
Also nichts wie los mit einer Beschreibung der Lagunenroute. Es lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Lagunenroute die abendteuerlichste aber auch schönste Strecke ist, die wir bisher gefahren sind. Direkt nach der Grenze startet das Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa. Dabei treffen 2 sehr konträre Welten aufeinander. Rechts neben uns steht eine Militärbasis und links von uns ist eine große Lagune mit hunderten von Flamingos zu sehen. Nicht mehr lange und die Sonne wird untergehen, daher suche ich uns auf iOverlander einen Schlafplatz und finde dabei einen Platz, wo wir nicht nur schlafen können, sondern auch in heißen Quellen baden.
Dabei bezahlen wir zu zweit ca. 80c oder umgerechnet 6 Bolivianos - die Preise in Bolivien sind schon mal sympathisch.
Als wir uns in das heiße Wasser setzen, geht gerade die Sonne unter, 20 Meter neben uns sucht ein Flamingo nach Nahrung. Hannes ist ganz seelig und sagt: "Also das ist jetzt mal wirklich mein Highlight." So unerwartet und selten schön, da hat er recht.
Wir gehen ins Bett und beschließen, dass wir uns um 5 einen Wecker stellen, um den Sonnenaufgang zu sehen. Als wir am nächsten Morgen aufstehen, ist es noch ganz dunkel und abertausende Sterne funkeln uns entgegen. Der Sonnenaufgang ist nicht ganz so romantisch wie der letzte Abend, weil er von einer Partygruppe begleitet wird.
Sol de Mañana
Ca. 1.000 Fotos und Videos später machen wir uns fertig und fahren weiter Richtung Geysire namens Sol de Mañana. Dabei muss man sich vorstellen, dass es hier keine Straße gibt. Der Boden ist bedeckt von kleinen bis großen Steinen und die Wege entstehen nur dadurch, dass mehrere Autos an der gleichen Stelle fahren. Dementsprechend holprig ist unsere Fahrt zu den Geysiren. Auf dem Weg dort hin passieren wir eine Fabrik, wir vermuten, dass hier irgendein Gas gefördert wird.
Bei dem Anblick der Geysire wird mir klar, dass die Tatio Geysire in Chile einpacken können. Dicker Schwefeldampf kommt aus den Löchern in der Erde und in den Kratern brodelt ein brauner Schlamm. Man kommt sich vor wie auf einem anderen Planeten.
Laguna Colorada
Wir steigen wieder ins Auto und fahren weiter zur Laguna Colorada. Hier soll eine große Flamingokolonie leben und auch die rote Farbe der Lagune soll sehr schön sein. Unsere Fahrt dorthin gibt uns allerdings einen ersten Eindruck, was uns bevorsteht. Wilde Wege über Stock und Stein bringen mich wortwörtlich ins Schwitzen, ich bin zwar sehr froh, dass ich mit Hannes einen so selbstsicheren und guten Fahrer an meiner Seite habe, trotzdem würde ich mir an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Vorsicht wünschen.
Ich bin daher froh um die Pause bei der Laguna Colorada. Wir setzen uns an das Ufer und schauen den Flamingos zu. Insgesamt ist unser Resumee, dass die ganz schön bescheuert sind, aber gut wie schlau können wir schon sein, wenn wir ihnen beim im Kreis tanzen zuschauen.
Unsere Fahrt geht weiter und nun wird die "Wegfindung" immer schwieriger. Einmal verfahren wir uns und viel Raum für stehenbleiben und orientieren gibt es nicht, da die kleinen Steine einen wie im Sand versinken lassen. Hierzu stranden wäre nicht gut, weil man über den ganzen Tag verteilt vl. 20 Autos trifft. Aber nach und nach bahnen wir uns unseren Weg in die richtige Richtung, bis wir plötzlich vor einem Schild stehen, dass wir hier nicht weiterfahren dürfen. Das würde aber bedeuten, dass wir wieder 2-3h zurückfahren müssten, um durch ein anderes Tal wieder auf die Straßen zu gelangen. Mich hat die Fahrt mental so fertig gemacht, dass man durchaus von einem kurzzeitigen Mentalbreakdown sprechen kann. Zum Glück hat Hannes schnell eine kleine Umfahrung gefunden und weiter geht es auf der Holperstraße. Wieder suchen wir uns einen Schlafplatz, dieses Mal bei der beinahe ausgetrockneten Laguna Turuncha. Dabei ist es gar nicht so leicht, einen Platz zu finden, bei dem wir nicht über Nacht im Schlamm einsinken. Die Sonne geht langsam wieder unter und weil wir sowohl für unsere bevorstehenden Skitouren als auch den Marathon fit sein wollen, beschließen wir um die Lagune zu joggen, dass 4km auf 4.200hm sehr weit werden können, wird uns dann erst beim Laufen bewusst.
Der Lauf ist aber atemberaubend schön und auch ein paar Guanacos und Flamingos kreuzen unseren Weg. Wie ein Stein schlafe ich nach diesem unvergesslichen, aber auch sehr aufwühlenden Tag ein.
Uyuni
Am nächsten Morgen brauchen wir nur noch knapp eine Stunde um ganz auf einer asphaltierten Straße zu fahren und zwei weitere um zu der Stadt Uyuni zu gelangen. Der Kontrast von karger, einsamer Berglandtschaft auf die geschäftigen Straßen von Uyuni ist sehr hart. Der Salar de Uyuni ist für mich schon seit über 10 Jahren auf meiner Wunschliste und ich kann es daher kaum erwarten, dieses Naturspektakel selbst zu sehen. Wir nutzen den angebrochenen Tag, um uns mit Vorräten einzudecken, denn den nächsten Tag wollen wir auf dem Salar übernachten. Dabei kann man als kurze Anekdote nennen, dass ich durch meine offenkundige Unwissenheit was das Preisgefüge angeht, den Avocadohändler von 5 Bolivianos für 2 Avocados auf 20 Bolivianos hochgehandelt habe. Die situationselastische Geschäftstüchtigkeit der Bolivianer erheitert mich und mit einem Schmunzeln im Gesicht zahle ich den neuen Preis.
Wir lernen auch direkt ein für Bolivien typisches Geschäftsmodell kennen und zwar öffentliche Duschen. Viele Haushalte sind nicht ans Wassersystem angeschlossen und daher kann man in jedem etwas größeren Ort für umgerechnet 1 Euro duschen gehen. Unsere Nacht verbringen wir auf einem Aussichtspunkt, welcher über Uyuni blickt. Irgenwie aufgeregt schlafe ich ein, morgen ist endlich der große Tag.
Salar de Uyuni
Auf dem Weg zum Salar lassen wir das Auto mit einem Dieselgemisch besprühen, das soll als Schutz gegen das Salz gut sein. Am Salar angekommen, machen wir noch einen Stopp in einem Salzhotel. In der Gegend ist es nicht unüblich, Häuser aus Salzziegelsteinen zu bauen. Für die Leute dort ganz normal für uns etwas ganz Besonderes. Jetzt fahren wir aber Richtung Einfahrtsschneise des Salars. Dort werden wir von einer Militärstraßensperre aufgehalten und zu meinem Schock wird uns von einer Dame vom Tourismusbüro verboten mit dem Auto auf den Salar zu fahren. Sie sagt es ist zu gefährlich, dass wir mit dem Auto irgendwo stecken bleiben oder noch schlimmer in eines der Salzlöcher fahren. Daher dürfen Privatpersonen nicht mehr auf den See fahren. Ich diskutiere zwar hart mit ihr, weil ich hunderte Reiseberichte von anderen Overlandern gelesen habe und weiß, dass das nicht stimmt. Aber am Ende sagt sie, dass wir einen Guide bezahlen müssen, wenn wir den Salar de Uyuni sehen wollen.
Ich bin völligst aufgelöst, dass mein Highlight der Reise so enden soll, kann ich nur schwer akzeptieren. Noch schluchzend sitze ich neben Hannes auf der Rückbank von dem vermeintlichen "Guide" - ich sehe es in diesem Moment eher als Betrug. Ich mache ganz offen keinen Hehl daraus, dass ich eigentlich keinen Bock habe als Geldautomat verwendet zu werden und das zum Preis, dass wir uns am Rand des Salars zweitklassige Salzskulpturen ansehen müssen anstatt die Einsamkeit der Salzwüste zu erleben.
Nach einer Stunde Zwangsbespaßung tut es dann auch dem Guide leid. Sie gibt uns Tipps wie wir mit unserem Auto auf den Salar fahren können und wie weit sie uns empfehlen würde zu fahren. Als wir dann auf den Parkplatz zu unserem Auto zurückkommen, nähert sich ein Soldat und meint, dass die Tourismusfrau jetzt Weg ist und dass wir jetzt reinfahren dürfen. Überglücklich strahle ich, als wir auf den Salar fahren...ein Traum wird war.
Zuerst fahren wir noch ganz langsam, aber Hannes gewinnt Selbstbewusstsein und wenn man genau schaut, sieht man, dass es sogar auf dem Salar "Highways" gibt, wo man weder mit "Ojos" noch mit Schlamm fürchten muss.
Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt um kurz einen Überblick zu dem Salar de Uyuni zu geben. Der Salar ist der größte Salzsee der Erde und ist in seiner Ausdehnung größer als Niederbayern. Vorstellen kann man sich den Salzsee wie einen zugefrorenen See, nur dass einen nicht eine dicke Eisschicht vom Wasser trennt, sondern eine bis zu 30m dicke Salzkurste. Darunter liegt ein bis zu 120m tiefes Solebecken. Hin und wieder findet man so genannte "Ojos" übersetzt Augen, das sind tiefe Löcher, welche die Salzkurste durchbohren und bis auf den Grund des Sees gehen. In ihren Größen variieren sie von Daumengroß bis 10m Durchmesser. Man kann sich also vorstellen, dass es eine ganz schlechte Idee ist in ein Ojo hineinzufahren. Auch die Stellen zwischen Salzkurste und normaler Erde können einem Auto gefährlich werden, da kann einem dann nur noch der Traktor beim Rausziehen helfen. Der See selbst ist nicht nur für Touristen ein beliebtes Ziel, auch Salz und Lithiumabbau werden hier betrieben. Unter dem Salar Uyuni wird eines der weltweit größten Lithiumvorkommen vermutet. Dementsprechend liegt auch die Hoffnung von Bolivien voll auf dem Salar, weil dieser dem Land dabei helfen könnte, nicht mehr als ärmstes Land von Südamerika da zustehen.
Wir entdecken auf der Landkarte eine Lithiumfabrik und Hannes will sich das mal genauer anschauen, als wir dann aber von einem Militärposten aufgehalten werden, drehen wir ganz schnell wieder um. Als nächstes Ziel wollen wir so weit raus in die Mitte fahren, bis wir in alle Richtungen nur mehr weiß sehen. Als wir uns für einen Schlafplatz entschieden haben, stolpert Hannes plötzlich. Er ist in ein handtellergroßes Ojo getreten, als ich mit einem Stock die Tiefe messen will und einfach 2m ins Leere steche, sehen Hannes und ich uns mit sehr sehr großen Ojos an. Wir steigen so schnell wie möglich ins Auto und fahren wieder ein Stück zurück, das Dakarmonument sieht man jetzt wieder in greifbarer Nähe, hier fühlen wir uns auch wohler und schlagen unser Nachtlager auf. Bevor wir schlafen gehen, müssen wir aber noch 6km laufen gehen. Schon komisch in so weit in ein weißes Nichts hineinzulaufen. Der Wechsel von Tag auf Nacht ist so schön wie ich es mir vorgestellt habe, ein riesiger Vollmond strahlt uns entgegen. Obwohl ein sehr sehr starker Wind eisig kalt um das Auto fegt, stellen wir uns raus und schauen in den Himmel und unsere weiße Umgebung. Der Sonnenaufgang ist ein reinstes Spektakel und ich bin begeistert. Am Morgen sorgt Hannes mit abwechslungsreicher Musik für Stimmung.
Als wir gegen Mittag wieder auf Festland fahren, bin ich euphorisiert von unserem Erlebnis.
Daran werde ich mich mit Sicherheit ein Leben lang erinnern und wahrscheinlich war ich auch nicht zum letzten mal hier - was für ein einzigartiger Ort auf dieser Welt.

























































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