Wein & Co.
- Anna Sibel
- 11. Apr. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Von Mendoza bis nach Salta - die Weinbeisser aus der Alpenregion machen das Valle de Uco, Mendoza und Cafayate unsicher.

Zu Vino sag ich...
Nach den Wochen in Patagonien kann man getrost sagen, dass wir uns sehr auf ein bisschen Abwechslung gefreut haben. In meiner Kleiderschublade sind für meinen Geschmack die langen Unterhosen und Merinoshirts schon zu lange im oberen Bereich, während Sommerrock und Bluse in die unterste Ecke rücken mussten.
Für Mendoza haben wir also eine richtig tolle Auswahl ein Weingütern, die wir besuchen könnten und außer Sommer, Sonne und Wein stehts nichts auf unserem Plan.
1.200km trennen uns allerdings noch von unserem Ziel. Diese bewältigen wir in zwei Etappen, das heißt wir müssen noch einmal in der Pampa übernachten.
Auf dem Weg dorthin macht uns vor allem der Staub zu schaffen, welcher vorrangig durch dieses (verfluchte) Slide Out reinkommt. Aber gut die Hoteldusche wartet ja förmlich schon auf uns, also was solls. Unser eigentliches Ziel ist noch nicht Mendoza selbst, sondern das vorgelagerte Valle de Uco. Dort angekommen realisieren wir nach diversen Anläufen, dass es erstens schwieriger ist, spontan ein Hotelzimmer zu bekommen als man denkt und zweitens das Preisgefüge etwas anders ist als bisher. Beim dritten Hotel verhandeln wir dann aber gut und buchen uns für 3 Nächte ein. Dieses liegt direkt neben dem Weingut Finca Nunca Jamas (Villa Nimmerland). Dort bekommen wir am Abend eine Führung, bei der Hannes und ich tatkräftig mitwirken.
Dass man bei der Fermentation zuerst mit seinen Händen in die Traubenkiste greift und dann daraus trinkt, finden die anderen Teilnehmer der Führung mäßig appetitlich. Auf die Frage wo sie sich der Kostprobe wieder entledigen können, wird ihnen gesagt: "Ach einfach wieder in die Kiste." Das ist für die älteren Herrschaften der unhygienische Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Ich finds zugegebener Maßen ziemlich lustig.
Unsere nächsten Tage verlaufen sehr entspannt. Wir Testen für ein Abendessen das Weingut Zucchardi aus. Dieses hat vor kurzem den Preis als bestes Weingut der neuen Welt bekommen.
Hannes kann dem nur zustimmen:
Zum Brunchen gehen wir auf das Weingut Monteviejo. Dieses besticht nicht nur durch seinen Wein, sondern auch duch die schöne Architektur. Gegründet wurde dieses Weingut, gemeinsam mit 3 weiteren Weingütern, von 4 Familien aus Bordeaux.
Weil am Rückweg die Bodega Claroscuro de Arte so nett aussieht machen wir auch hier noch halt. Bei der Führung durch das Weingut erheitert neben dem Wein, vor allem die Hauseigene Etikettgestaltung.

Insgesamt verlaufen die Tage ganz nach meinem Geschmack auch bei der Weiterfahrt nach Mendoza testen wir noch das Weingut Salentein und Kaiken aus. Die Tage vergehen so schnell, da ist es schon fast Schade, dass wir schon wieder 13h Autofahrt bis nach Cafayate vor uns haben. Am Weg dorthin finden wir aber einen wunderschönen Platz mit verschieden farbigen Felsen und weil Neumond ist, funkeln die Sterne an diesem einsamen Ort umso heller.
Difunta Correa
Zeit für eine argentinische Märchenstunde. Wer einmal mit dem Auto kreuz und quer durch Argentinien fährt, dem wird auffallen, dass neben der Straße immer wieder Heiligenschreine stehen. Im ersten Moment könnte man meinen, hier handelt es sich vielleicht um den heiligen Christopherus oder Ähnliches. Aber beim genauen Hinschauen sieht man, dass diese Schreine immer umrahmt und vollgestopft sind mit Wasserflaschen. Der Grund dafür ist, dass es sich hier nicht um eine uns bekannte Heilige handelt, sondern um die so genannte Difunta Correa (=Die verstorbene Correa) oder im vollem Namen: María Antonia Deolinda y Correa. Sie verließ zur Zeit des argentinischen Bürgerkrieges, gemeinsam mit ihrem Säugling das Haus, weil sie die Truppe, in welcher ihr Mann eingezogen wurde, einholen wollte. Dabei wollte sie den General davon überzeugen, dass ihr Mann bei seiner Familie bleiben soll. Die Truppen waren aber zu schnell für sie und bald schon verirrte sie sich in der Wüste. Als ein Gaucho sie schließlich fand, konnte man nur noch den Tod von María Antonia feststellen, vermutlich war sie verdurstet. Daher war es wie ein Wunder, dass der Säugling, welcher noch an der Brust der Toten hing, überlebt hatte. Dank der Muttermilch war er nicht verdurstet. Seitdem gilt sie als Schutzpatronin der Reisenden und Gläubige, welche eine gute Reise sicherstellen wollen, stellen Wasserflaschen zu den Schreinen um die Verdurstete zu beruhigen. Von der Kirche wird diese Heilige nicht anerkannt, trotzdem gibt es tausende Argentiniern, welche an bestimmten Feiertagen wie Ostern zu dem Wallfahrtsort Vallecito in San Juan pilgern.
Vallecito lag zwar nicht direkt auf unserer Strecke, aber je näher man an den Ursprung dieses Kults kommt, umso voller sind auch die Schreine. Komisch was sich der Mensch so alles ausdenken kann...

Patios de Cafayate
Was soll ich sagen unsere Weinschlemmerei -dieses mal in Cafayate- geht weiter. Eines kann man hier ganz klar sagen. In Cafayate kann man genauso gut Wein probieren und gut essen wie auch in Mendoza, nur dass hier alles halb so teuer ist. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass wir an diesem Ort 5 Tage verbringen. Mit Details will ich gar nicht langweilen, aber als kleine "Fun Facts" kann man folgendes herausstreichen:
Hannes intensviert sein Rückentraining für bessere Haltung - das hat zur Folge, dass Hannes ab jetzt nur noch so Wein trinken kann:
Ich im Gegenzug habe dann bei dem Weingut Viñas en flor so über die Strenge geschlagen, dass es mir jetzt erst mal mit dem Wein reicht:
Colomé
Mit dem Colomé, dem ältesten und höchsten Weingut Argentiniens, kommt es zu einem krönenden Abschluss unserer Tour durch argentiniens Weingegend. 4 Stunden dauert es bis wir über eine ziemlich holprige Straße an dem Hotel ankommen, dabei überqueren wir 3 Flüsse. Mit Kater ist das alles halb so schön, im Hintergrund läuft das Hörbuch "Im Westen nichts Neues", irgenwie löst diese Kombination in mir eine sehr gedämpfte Stimmung aus. Umso größer ist die Überraschung als wir in dieser Oase irgendwo im nirgendwo ankommen.

Aber nicht nur das Hotel ist besonders schön. Am Abend bekommen wir eine Führung durch das James Turrell Museum. Dieses wurde gebaut vom Künstler in Auftrag des schweizer Weingutinhabers Donald Hess. Die Erfahrungen in diesem Museum kann man schwer beschreiben. Der Künstler selbst beschreibt es so, dass es aus Architektur und Licht solche Erlebnisse schaffen will, dass man das Gefühl hat, Erlebnisse aus Träumen in die Wirklichkeit zu bringen. Die verschiedenen Räume, welche man druchschreitet sind alle auf ihre eigene Weise schwer beeindruckend. Ich denke ich kann sagen, dass dieses Museum mit Abstand das tollste Museum war in dem ich jemals war. Daher war es auch ganz klar, dass wir auch am zweiten Tag unseres Aufenthalts nochmals in das Museum gegangen sind. Somit war das Colomé ein unerwarteter aber sehr sehr schöner Abschluss von unserer Zeit in der Weinregion aber auch irgendwie von Argentinien.
Wie immer gibt es zum Abschluss nochmal eine Bildergalerie mit unseren Eindrücken aus den vergangenen 2 Wochen:
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